Interview mit Catharina Hock, Siegerin im Finale des Bundeswettbewerbs Mathematik

Mittwoch, 23. 03. 2022

Mit ihrem Sieg erhalten die Siegerinnen und Sieger eine umfassende finanzielle und ideelle Förderung durch die Studienstiftung des Deutschen Volkes und dürfen im Sommer vier Wochen lang mit Mathematikern aus aller Welt am renommierten Max-Planck-Institut für Mathematik in Bonn forschen.

Herr Schmidt: Wann hast du begonnen an Wettbewerben teilzunehmen?

Catharina: In der 5. Klasse habe ich angefangen mit dem Känguru Wettbewerb Mathematik, da war ich am Anfang nicht so sonderlich erfolgreich. In der 7. Klasse stieß ich auf den Landeswettbewerb Mathematik. Mein erstes Mal lief auch wirklich gar nicht so gut, erst ab der 8. Klasse ging es dann so richtig los.

Herr Schmidt: Und warum bist du dann, obwohl es nicht so besonders lief, dabeigeblieben?

Catharina: Ich denke ich bin einfach ein bisschen ehrgeizig und wollte es halt nochmal probieren.

Herr Miksch: Wann hast du mit Jugend forscht angefangen?

Catharina: Es muss in der siebten Klasse gewesen sein, davor war ich in der Robotik AG. Weil die im selben Raum stattfand, war ich neugierig, was in der Jugend forscht AG gemacht wird. Dann habe ich es auch mal ausprobiert.

Herr Miksch: Wie lange hast du denn an Jugend forscht teilgenommen?

Catharina:  Bis zur 11. Klasse habe ich jedes Jahr an Jugend forscht teilgenommen, dieses Jahr habe ich ausgesetzt wegen des Abiturs. Aber eigentlich arbeite ich trotzdem noch an einem Projekt.

Herr Schmidt: Das heißt, du hast eigentlich jedes Jahr an verschiedenen Wettbewerben teilgenommen, wie motivierst du dich jedes Mal aufs Neue?

Catharina:  Es interessiert mich halt einfach! Jugend forscht war bisweilen etwas frustrierend, aber das gehört halt dazu. Die Mathe- Wettbewerbe machen hauptsächlich viel Spaß.

Herr Schmidt: Was läuft bei Jugend forscht anders als in Mathe-Wettbewerben?

Catharina: Bei Jugend forscht arbeitet man an einem kleinen Forschungsprojekt und da gibt es halt einfach Rückschläge. Wohingegen die Aufgaben in Mathe-Wettbewerben generell so gestellt sind, dass es schöne Lösungen gibt, die man finden kann.

Herr Miksch: Das ist ja jetzt schon das fünfte Mal, dass du an Jugend forscht teilgenommen hast. Was hast du da so an Preisen gewonnen?

Catharina: Die ersten zwei Jahre habe ich nur einen dritten Preis in der Regionalrunde bekommen. Da war ich schon ziemlich enttäuscht. Aber danach bin ich immer in die Landesrunde gekommen. Einmal war ich dort Landessiegerin, das letzte Jahr habe ich einen zweiten Preis gewonnen und das Jahr davor wurde der Wettbewerb abgesagt wegen Corona.

Herr Schmidt: Wie finden es deine Mitschüler, wenn Du so erfolgreich an Wettbewerben teilnimmst?

Catharina: Ich glaube, die nehmen das gar nicht so bewusst wahr.

Herr Miksch: Auch wenn du zurückkommst mit einem 1.Platz im Bundeswettbewerb Mathematik?

Catharina: Unsere Mathe-Lehrerin hat es in unserem Mathe-Kurs erzählt, dann haben die Mitschüler schon geklatscht, aber man macht es ja nicht für die Anerkennung.

Herr Schmidt: Es gibt ja Wettbewerbe wie den Känguru-Wettbewerb der Mathematik, an dem recht viele Schüler teilnehmen, bei anderen Wettbewerben deutlich weniger. Welche anderen mathematischen Wettbewerbe würdest du deinen Mitschülern empfehlen?

Catharina: Vor allen Dingen der Landeswettbewerb Mathematik für die unteren Klassenstufen ist empfehlenswert, da lernt man auch vieles an Methodik. Weil es am Ende auch Seminare für Preisträger gibt, kann man dann Leute kennenlernen, die sich auch für Mathematik interessieren.

Herr Schmidt: Zwischen den Aufgaben im Schulunterricht und den Aufgaben in Wettbewerben gibt es spürbare Unterschiede, die ja doch oft als Hürde empfunden werden. Wie siehst du das?

Catharina: Aber die Wettbewerbsaufgaben laden doch auch ein bisschen zum Ausprobieren ein und sind nicht so standardisiert wie in der Schule. Wenn man ein Mathebuch aufmacht, dann hat man zwei Doppelseiten mit dem gleichen Aufgabentyp, das wird ja auch langweilig.

Herr Miksch: Du suchst also die Herausforderung?

Catharina: Genau!

Herr Miksch: Und gibst Dich nicht damit zufrieden, was in den Mathe- oder Physikbüchern steht, sondern es darf schon noch ein bisschen mehr sein?

Catharina: Ja schon! Was auch ein bisschen schade am Matheunterricht ist, dass einem im Unterricht der Kontext überhaupt nicht mitgeliefert wird. Woher kommt das jetzt? Warum stellt man sich diese Frage überhaupt? Das fällt so ein bisschen vom Himmel. In der Wettbewerbsmathematik kann man sich dann besser motivieren, dass man auch die Grundlagen erkundet.

Herr Schmidt: Welche Gebiete interessieren dich in Mathematik und den Naturwissenschaften besonders und welche Gebiete interessieren dich weniger?

Catharina: Wo man besonders schöne Mathematik findet, ist in der Zahlentheorie, das fand ich immer sehr hübsch, auch zugänglicher für Schüler in niedrigeren Klassenstufen. Es erfordert nicht allzu viele Vorkenntnisse und ist relativ intuitiv. Graphentheorie ist auch ganz nett. An der Uni- Mathematik hat mir die lineare Algebra besonders gut gefallen. In der Physik habe ich mich überwiegend mit der Kosmologie beschäftigt und ein bisschen Quantenmechanik. Diese Dinge finde ich natürlich spannend, sonst hätte ich mich nicht damit beschäftigt.

Herr Miksch: Deshalb auch das Jugend forscht Thema „Schwarze Löcher“?

Catharina: Ja, der Hintergrund war: Allgemeine Relativitätstheorie sieht irgendwie cool aus und ich würde es gerne besser verstehen, deshalb mache ich ein mehr oder weniger erfolgreiches Projekt daraus.

Herr Miksch: Was heißt hier mehr oder weniger erfolgreich? Immerhin war es auf dem Landeswettbewerb Jugend forscht.

Catharina: Es hat nicht so ganz meinen Ansprüchen genügt.

Herr Miksch: Wie wünschst du dir, dass es jetzt nach dem Abitur weiterläuft? Und wo möchtest du in fünf Jahren sein?

Catharina: Ich würde sehr gerne Physik studieren, am liebsten in Kombination mit Mathe oder ich höre einfach nur ein paar Vorlesungen in Mathe. Für mich ist halt die Frage, ob ich später nur Physik machen möchte, ich finde Mathe eben auch sehr spannend.
In fünf Jahren wäre ich dann hoffentlich mitten in der Masterarbeit, vielleicht im Ausland.

Herr Miksch: Wie sieht es mit anderen Hobbys aus?

Catharina: Ich betreibe Taekwondo seit der sechsten Klasse und ich spiele Klavier und ansonsten schreibe ich noch gerne, dazu malen, zeichnen - das Übliche halt.

Herr Miksch: Was schreibst du?

Catharina: Kreatives Schreiben: Kurzgeschichten, auch längere und Gedichte. Damit habe ich erst vor kurzem angefangen.

Herr Schmidt: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg mit deinen Vorhaben.