Haifa & Mannheim - Lessing & Baeck
wenn aus Freunden auch offizielle Partner werden
Unsere gemeinsame Homepage findet Ihr unter www.dare-online.net
Der Schüleraustausch zwischen dem Lessing-Gymnasium und dem Leo-Baeck-Institut in Haifa wird von der Stiftung EVZ unterstützt. Sie fördert im Programm EUROPEANS FOR PEACE international Schul- und Jugendprojekte zwischen Deutschland und den Ländern Mittel- Ost- und Südeuropas sowie Israel. Die Stiftung fördert interkulturelle Bildung durch Bildungs- und Begegnungsprojekte zur Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Gewalterfahrungen des 20. Jahrhunderts.
Im Juni 2009 wurde in Haifa der Freundschaftsvertrag zwischen Mannheim und der israelischen Hafenstadt Haifa in ein Städtepartnerschaftsabkommen umgewandelt. Nach Toulon (Frankreich), Swansea (Wales) und Bydgoszcz (Polen) ist nun − über 60 Jahre nach der Shoa, der Ermordung der europäischen Juden durch die Nationalsozialisten − eine israelische Stadt Partnerstadt Mannheims.
Der offiziellen Delegation zur Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrages unter der Leitung des Oberbürgermeisters Dr. Peter Kurz gehörte auch der Schulleiter des Lessing-Gymnasiums Herr Oberstudiendirektor Gottfried Becker an, da das Lessing-Gymnasium Mannheim bereits über viele Jahre hinweg mit Haifa durch internationale Schulpartnerschaften freundschaftlich verbunden ist - seit dem Jahr 2007 mit dem Leo-Baeck-Erziehungszentrum.
Das Leo-Baeck-Erziehungszentrum fühlt sich in hohem Maße der Philosophie des 1873 in Deutschland geborenen Rabbiners Dr. Leo Baeck verpflichtet. Baeck, der in der Zeit des Nationalsozialismus in Theresienstadt inhaftiert war, gab der Schule acht Jahre nach ihrer Gründung durch seinen Schüler und Freund Rabbiner Dr. Max Elk im Jahre 1947 seinen Namen. Im Alter von 83 Jahren verstarb Leo Baeck in London.
Rabbiner Elk war wiederum Schüler des Philanthropins [dt. „Stätte der Menschlichkeit"] in Frankfurt am Main − einer im Jahre 1804 gegründeten und sehr bedeutenden jüdischen Schule in Deutschland, die auch von Christen besucht wurde. Er sah das Erziehungszentrum in Haifa in der geistig-religiösen Nachfolge dieser berühmten Schule. Das Philanthropin wurde von den Nationalsozialisten 1942 geschlossen und ist heute Sitz einer Grundschule mit Gymnasium der jüdischen Gemeinde Frankfurt.
Die Synthese von Tradition und modernem Wissen, die Erziehung zu sozialer Verantwortung und die friedliche Koexistenz von Juden und Arabern bilden die grundlegenden Ziele des Leo-Baeck-Erziehungszentrums. In vielen Projekten arbeiten daher Christen, Juden und Muslime eng zusammen. Dieses Zentrum will offen sein für alle!
Es verfügt über vier Kindergärten, eine Mittelschule mit 850 Jugendlichen und eine Oberstufe mit weiteren 850 Schülerinnen und Schülern. Hinzu kommt ein Freizeitzentrum mit vielfältigen Angeboten, die von Schwimmen über Tanz bis hin zu Judo reichen. 3000 Familien aus der Umgebung haben hier Dauerkarten − alleine davon sind mehr als 30 Prozent Araber. Hier ist jeder willkommen!
Unsere Schülerinnen und Schüler haben das Leo-Baeck-Zentrum zum ersten Mal im Oktober 2008 kennengelernt. Sie waren innerhalb unserer Schulpartnerschaft bei ihren Gastfamilien untergebracht − den Familien der Austauschpartner, die im Dezember 2007 das Lessing-Gymnasium in Mannheim besucht hatten. Neben vielen interessanten Begegnungen und Gesprächen gab es auch ein anspruchsvolles und beeindruckendes offizielles Programm:
Wir haben Haifa intensiv besichtigt − besonders die berühmten Bahai-Gärten, den Berg Karmel mit dem Karmeliterkloster Stella Maris und dem wunderschönen Blick auf das Mittelmeer. Ein besonderes Erlebnis war das Mittagessen bei den Drusen in Daliah al Carmel.
Weiterhin standen die Grotten von Rosch HaNiqra am Mittelmeer und das drusische Dorf Peki' in Nordgaliläa auf dem Programm. Dann ging es natürlich auch nach Jerusalem: Auf dem Berg der Erinnerung wurden wir - Deutsche und Israelis gemeinsam - in eindrucksvoller Weise durch das neu konzipierte Museum von Yad Vashem, der Gedenkstätte der Shoa geführt. Ich glaube, dass niemand diesen Besuch vergessen wird.
Nach dem Rundgang durch die jüdische Altstadt sind wir zur Klagemauer gegangen, die wegen des Laubhüttenfestes sehr gut besucht war. Schließlich waren wir in der Grabeskirche. Übernachtet haben wir dann in En Gedi am Toten Meer - dort konnte man herrlich baden und von der historischen Felsenfestung Massada aus den atemberaubenden Blick in die jüdische Wüste bis nach Jordanien hin genießen!
Auf dieser Reise wurde uns bewusst, wie viele Religionen in gutem Sinne in einer liberalen und weltoffenen Stadt wie Haifa zusammenleben können. Auch auf diesem Gebiet sind sich die Partnerstädte Haifa und Mannheim sicherlich sehr ähnlich!